Die letzte Reihe wird "Lover's Lane" genannt. Hier legt der junge Mann, nachdem er sich auf der Rückbank vorsichtig an die junge Frau neben ihm herangeschubbert hat, mit einem gespielten Gähnen den Arm um ihre Schultern. Beider Augen richten sich auf die Leinwand in 30 Meter Entferung, die markerschütternden Horrorfilm-Schreie aus dem Autoradio werden ignoriert, Popcorn wird gekaut. Schließlich ist man nicht wirklich wegen Kintopp hier: Wenn etwas die spießige Verklemmtheit, gepaart mit der Automobilverrücktheit, der USA in den 50er Jahren repräsentiert, dann das Autokino. Hier ist man allein in der Öffentlichkeit, in seinem abgeschlossenen Raum, fernab von Eltern- und Anstandswauwauaugen, konsumiert Kultur und Kinofraß, eventuell sogar von rollschuhlaufenden Minirockkellnerinnen serviert, und mit dem meterlangen Angeberschlitten der Eltern dort zu stehen, wärmt einem das pubertäre Herz.
taz - Text: © Jenni Zylka
Photos © Mike Schmidt